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Was ist Tilidin?

Was ist Tilidin?

Tilidin ist in aller Munde: Ärzte sehen in Tilidin einen potenten Wirkstoff zur Behandlung von Schmerzen. Besorgte Eltern fürchten Tilidin als gefährliches Betäubungsmittel. Was genau hat es mit dem Medikament auf sich? Die wichtigsten Informationen hierzu findest du in dem folgenden Beitrag.

Worum handelt es sich bei Tilidin?

Tilidin ist ein synthetisch hergestelltes, schmerzstillendes Mittel (Analgetikum) aus der Wirkstoffgruppe der Opioide. Nach seiner Verabreichung wirkt es mit einer Verzögerung von etwa 3,5 Stunden auf die Leber. Dort setzt es das Stoffwechselprodukt Nortilidin frei. Im Gehirn knüpft Nortilidin an vorhandene Rezeptoren für Opioide (µ1-Rezeptoren) an. Diese biochemische Reaktion löst eine schmerzstillende, beruhigende Wirkung auf den Organismus aus.

Welche Art von Schmerzen wird mit Tilidin behandelt?

Im Vergleich zu anderen Schmerzmitteln wirkt Tilidin nur schwach bis moderat. Seine sedierende Wirkung ist nur etwa ein Fünftel so stark wie die von Morphin. Es wird meist bei mittelstarken oder starken Schmerzen verschrieben, wenn Nicht-Opioid-Analgetika wie Ibuprofen oder Aspirin keine ausreichende Wirkung zeigen. Typischerweise wird Tilidin nach Operationen oder Verletzungen wie einem Bandscheibenvorfall gegen auftretende Schmerzen eingesetzt. Auch Menschen mit chronischen Krankheiten und starken Schmerzen, beispielsweise Rheuma- oder Krebspatienten, für die Morphin zu stark wäre, erhalten Tilidin. Das Medikament wird auch erfolgreich bei der Behandlung des Restless-Legs-Syndroms eingesetzt. In der Schweiz ist Tilidin als oral verabreichte Lösung seit 1975 zugelassen und unter dem Handelsnamen Valoron® erhältlich. Weil es über die Leber aufgenommen wird, wirkt es schlecht bei Patienten mit Leberinsuffizienz und ist daher für diese kontraindiziert.

Welcher Wirkstoff wird Tilidin in Arzneimitteln zur Verhinderung von Nebenwirkungen beigegeben?

Um dem starken Abhängigkeitspotenzial von Tilidin in Reinform entgegenzuwirken, wird Tilidin in sogenannten Retardtabletten und -tropfen unter Beigabe von Naloxon appliziert. Naloxon wirkt schneller auf die Leber als das zeitgleich verabreichte Tilidin. Es wird zuerst und vollständig dort abgebaut und wirkt als Antagonist an den Opioidrezeptoren. Hier kann es die verzögert einsetzende Wirkung von Tilidin komplett neutralisieren. In Retard-Zubereitungen wird das Mischungsverhältnis von Tilidin und Naloxon darum so gewählt, dass sich die analgetische Wirkung des Tilidins noch in normalen therapeutischen Dosierungen entfalten kann, eine abhängigkeitsauslösende Wirkung aber ausgeschlossen ist.

Kann der Gebrauch von Tilidin zu Nebenwirkungen oder Abhängigkeit führen?

Unerwünschte Nebenwirkungen von Tilidin-Retardpräparaten können Benommenheit, Schwindel, Schweissausbrüche, Übelkeit und Nervosität sein. Bei korrekter Verabreichung ist die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung gering. In Verbindung mit Alkohol kommt es zu einer Wechselwirkung und der gefährlichen Verstärkung von Symptomen beider Mittel. Wird die Wirkung des Naloxon im Retardpräparat aufgehoben oder Tilidin ohne Naloxon eingenommen, entwickelt sich eine Abhängigkeit schnell. Die zeitlich verzögerte Wirkung von Tilidin verleitet insbesondere illegale Konsumenten dazu, mehr von dem Wirkstoff zu sich zu nehmen als für eine Wirkung notwendig. Der Missbrauch von Tilidin kann zu einer Tilidin-Überdosis, Atemstillstand und zum Koma führen.

Wie wird ein Opioid wie Tilidin abgesetzt?

Die regelmässige Einnahme von Tilidin-Naloxon-Retardpräparaten führt zu einem Gewohnheitseffekt. Sie sollte nicht von einem Tag auf den anderen abgebrochen werden. Die verabreichte Dosis wird nach und nach reduziert, bis das Präparat entbehrlich ist. Ist durch unsachgemässen Gebrauch eine Tilidin-Abhängigkeit entstanden, können starke Entzugserscheinungen (Krampfanfälle, Schlafstörungen, Depressionen) auftreten. Bei der Behandlung von Tilidin-Entzugserscheinungen werden meist alternative Schmerzmittel verabreicht, die eine ähnliche Wirkung, aber weniger Nebenwirkungen und Abhängigkeitspotenzial mit sich bringen. Es dauert in diesem Fall mehrere Wochen oder Monate, Tilidin körperlich schonend abzusetzen. Ein ambulanter Entzug ist meist von deutlich längerer Dauer als die stationäre Entgiftung in einer Klinik.

Warum ist Tilidin eine Modedroge?

In Deutschland stieg die Zahl verordneter Tagesdosen von 100.000 im Jahr 2017 auf über 3.000.000 im Jahr 2019. Der Grossteil der Verschreibungen erfolgte für die Gruppe männlicher 15- bis 20-Jähriger. Forscher und Mediziner gehen davon aus, dass der ungewöhnlich rasante Anstieg von Tilidin-Verschreibungen gesellschaftliche Gründe haben muss.

Tilidin wird seit den 80er Jahren in Film und Musik der Jugendkultur thematisiert. In dem Film „Wir Kinder von Bahnhof Zoo“ wird es als leicht erhältliches Entzugsmittel für Heroin erwähnt. Die deutschen Rapper Capital Bra und Bonez MC veröffentlichten Songs, in denen sie ihre Erfahrungen mit Tilidin publikumswirksam verarbeiten. Dass sich Tilidin zu einer Modedroge entwickeln konnte, wird unter anderem durch folgende Gründe erklärt:

  • Tilidin macht „cool“ und scheinbar völlig angst- und schmerzfrei, was in der Jugendkultur als positiv gilt.
  • Tilidin kann den Orgasmus hinauszögern und wirkt dadurch euphorisierend.
  • Tilidin wird oral verabreicht und in Flaschen gehandelt. Die Droge kann daher leicht versteckt werden.
  • Weil Tilidin leicht zu verstecken ist, wird es oft in Jugendgefängnisse geschmuggelt. Hier erfolgt oft der Erstkontakt zu Tilidin. Folgeabhängigkeiten entstehen leichter.
  • Rezepte zum Erhalt des Präparats in Apotheken lassen sich durch Jugendliche verhältnismässig einfach am Computer fälschen.

Wer kann eine Behandlung mit Tilidin verschreiben?

In der Schweiz ist Tilidin ein verschreibungspflichtiges Betäubungsmittel und kann nur durch zugelassene Ärzte verordnet werden. Kommt das Tilidin in fest zubereiteter Form in Kombination mit Naloxon und in bestimmter Dosis vor, gilt keine Verschreibungspflicht. Weil viele Konsumenten wissen, wie sie die neutralisierende Wirkung von Naloxon umgehen können, wird eine Änderung der Gesetzeslage aktuell diskutiert. In den USA ist der medizinische Nutzen von Tilidin nicht anerkannt und Tilidin verboten.

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